Drückjagd: Halali und Hut ab – eine Frage der Ehre?

Bricht einem keinen Zacken aus der Krone – Hut ab beim HALALI !

Hut ab?!

Im letzten Licht funkelt das herbstliche Laub im Hintergrund. Die Strecke ist gelegt. Die Jagdkorona steht an einer ansehnlichen Strecke. Brüche werden überreicht, die Wildarten verblasen. Nach Schlussworten des Jagdleiters endet das Szenario im Schein der Streckenfeuer mit den Hornsignalen „Jagd vorbei“ und „Halali“. Bei Letzterem ziehe ich unwillkürlich den Hut. Ich bin es gewohnt, für diese Geste einige irritierte Blicke meiner Mitjäger einzufangen. Trotzdem folgen einige zögernd meinem Beispiel. Macht es der Jagdleiter vor, folgt ihm meistens die ganze Jagdgesellschaft.

Ein Jagdkundiger belehrt mich beim Gang zum Auto, dass dieses „Hut ziehen“ nicht nötig, nach den ungeschriebenen jagdlichen Regeln eigentlich sogar Blödsinn sei. Das tue man nur bei Beerdigungen von Menschen, nicht beim Streckelegen von Wild. So sehr mich dieser Typ auch nervt, im Kern hat er recht – so sind die allgemeinen Gepflogenheiten.

Doch müssen wir alles über einen Kamm scheren, muss alles in Reih und Glied nach einem Muster erfolgen wie beim Militär. Wir brechen an einem solchen Tag mit viel Vehemenz in den Lebensraum der Wildtiere ein und versuchen möglichst effektiv Strecke zu machen. Das ist sinnvoll und beschert uns jagdliche Spannung mit hohem Erlebniswert. Diese Erregungskurve ist spätestens beim Streckelegen wieder abgeklungen. Unsere jagdliche Freude, unser Erfolg hat den Wildtieren, die dort liegen, das Leben genommen. Das ruft bei mir eine Mischung aus Dankbarkeit und Demut hervor. Deshalb spüre ich diese innere Bedürfnis, mich vor diesen Geschöpfen, die diesen Tag nicht überlebt haben, zu verneigen. Den Hut zu ziehen.

Einige aus meinem jagdlichen Umfeld meinen, ich sei ein jagdliches Weichei geworden. Vielleicht haben sie damit recht. Denn es schwingt in dieser Geste auch ein gewisses Bedauern mit. Aber ist das denn so schlimm? Ist das ein Zeichen von Schwäche? Eine innere Einstellung muss nicht mehrheitsfähig sein. Obwohl – ich würde mich freuen, wenn alle unserem Wild bei dieser Gelegenheit auf diese Art die letzte Ehre erweisen würden. Ich finde, unser Wild hat das verdient.

4 Gedanken zu „Drückjagd: Halali und Hut ab – eine Frage der Ehre?

  1. Ich kenne ein Hutziehen beim Halali aus meiner jagdlichen Heimat überhaupt nicht. Wie eingangs bereits beschrieben, würde ich diese Geste (verstorbenen) Menschen vorbehalten. Letzter Bissen, Strecke legen und Verblasen sind Würdigung genug. Besonders befremdlich wird es, wenn Leute beim Halali den Hut ziehen, die im sonstigen Umgang wenig Respekt gegenüber Wildtieren zeigen.

  2. Ein respktvoller Umgang mit dem Wild , vor und nach dem Erlegen macbt mehr Sinn als ein ,Hut ziehen“ . Bei Ploizei, Militär, und Jäger ist der Hut ein teil der “ Uniform“ der Uniform. Der Hut wird nur am offen Grab abgenommen, oder bei “ Hut ab zum Gebet“ !

  3. Hut ab zur Beerdigung, zum christlichen Gebet und zur Überreichung des Bruches.

    Und wer den ganzen „getöteten Tieren“ huldigt sollte über eine andere Freizeitbeschäftigung nachdenken. Meine Meinung

  4. Da wird u.a. auf hochflüchtiges Rehwild geschossen (mehr oder weniger quer, aber gern auch von vorn oder sogar direkt auf die „Birne“), danach wird es – anstatt es zu tragen – an einem Lauf durch den Dreck zum Weg gezogen, dort schmeißen irgendwelche Waldarbeiter das Stück zu den anderen 10 Leibern in der Schaufel des Frontladers, eben diese Schaufel kippt dann die „Ladung“ am Streckenplatz auf einem Haufen ab, wo die Aufbrechkolonne bis zu den Knöcheln in Schweiß steht und – einem Fließbandarbeiter gleich – der roten Arbeit nachgeht.
    Und dann stehen die Beteiligten mit betretener Miene – den Hut auf’s Herz gedrückt – an der Strecke….
    Ich könnt regelmäßig kotzen wenn ich das sehe!

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